Junge Menschen kümmern sich um die Pflege älterer Mitbürger, und zwar ganz eigenverantworlich: Im Aachener Haus Hörn läuft derzeit ein besonderes Projekt für die Azubis.
„Nach einer Woche läuft es schon fast rund”, sagt einer der zwei Praxisbegleiter, die die Auszubildenden im Haus Hörn in der Altenpflege unterstützen. Zehn von ihnen sind derzeit ganz eigenverantwortlich im Wohnbereich 2 unterwegs und müssen dort den Tagesbetrieb alleine meistern: Die „älteren” Azubis übernehmen die Schichtleitung und teilen die „jüngeren” Kollegen je nach ihren Fähigkeiten ein. Dass man dabei dann auch mal in die Lage kommt, ärztliche Visiten zu begleiten und für Rezepte und Medikamente verantwortlich zu sein, findet Denis Tzemajlji besonders bemerkenswert. „Der Beruf des Altenpflegers ist weitaus mehr als die rein körperliche Pflege”, sind sich die beteiligten Azubis einig. Die Kommunikation mit den Bewohnern steht für Semina Josiz an allererster Stelle.
Ihr hat an diesem kleinen Pflegeexperiment im Haus Hörn vor allem der Austausch der Azubis untereinander sehr gut gefallen. „Junge Leute sind in der Altenpflege überaus wichtig”, sagt sie, denn sie hätten einen ganz eigenen Zugang zu den alten Menschen. Die Ausbildung der jungen Pflegekräfte im Haus Hörn wird von Elisabeth Schomacher koordiniert: Sie begleitet die jungen Leute bei Visiten, simuliert Prüfungen und steht ihnen als Ansprechpartnerin auch für private Belange zu Seite. „Die Ausbildung des Nachwuchses wird in Haus Hörn besonders ernst genommen”, sagt sie. Derzeit gibt es hier 18 Auszubildende in der Altenpflege und zwei Auszubildende der Altenpflegehilfe. Zehn von ihnen bekamen jetzt die Möglichkeit, eine Woche lang ganz eigenverantwortlich zu arbeiten. „Die ersten Tage waren schon sehr verwirrend”, räumt Julia Palm ein. „Schließlich mussten die Auszubildenden aus anderen Wohnbereichen erst eingearbeitet werden”, sagt Semina Josiz. „Auch das hat viel Zeit in Anspruch genommen”, fügt sie noch hinzu.
Eine gute Portion Enthusiasmus
Die jungen Leute gehen ihrem Beruf mit einer guten Portion Enthusiasmus nach. „In der Öffentlichkeit werden wir oft gar nicht richtig wahrgenommen”, sagen sie. Und wie verantwortungsvoll und vielfältig der Beruf des Altenpflegers sei, zeige sich gerade gegen Ende der dreijährigen Ausbildung. Semina Josiz ist im dritten Ausbildungsjahr und sieht ihrer Zukunft mit Optimismus entgegen. Sie ist überzeugt, dass es für jeden ausgebildeten Altenpfleger eine Vielzahl von möglichen Beschäftigungsverhältnissen gibt: sei es im Altenheim, im Krankenhaus oder beispielsweise in einem ambulanten Pflegedienst.
Ausbildungskoordinatorin Elisabeth Schomacher hält es für wichtig, dass die jungen Leute möglichst früh lernen, eigenverantwortlich zu handeln. „So lernen sie, Arbeitsabläufe sinnvoll zu strukturieren”, sagt sie. Und wenn sie Fehler machten, sei das nicht schlimm, fügt sie hinzu. Jeweils mittags bietet eine ausgiebige Reflexion Gelegenheit, Schwierigkeiten und Probleme mit der Wohnbereichsleitung und der Ausbildungskoordinatorin zu besprechen.
Der Austausch und das Gefühl, sich aufeinander verlassen zu können, hat Nancy Carduck während dieser Praxistage besonders gefallen. Sie schätzt auch die Anregungen von älteren Kolleginnen: Denn von deren Erfahrungen könne man profitieren, sagt sie. Dass viele Altenpflegerinnen sich überlastet fühlen, können die jungen Nachwuchskräfte verstehen. Ihrer Meinung nach wäre es schön, wenn man die „Last” des Berufes auf möglichst vielen Schultern verteilen könnte. Die jungen Azubis am Haus Hörn jedenfalls würden immer wieder Werbung für ihren Beruf machen. Und Semina Josiz ist sich sicher, dass alte Menschen es ganz besonders gerne mögen, wenn sie von jungen Menschen versorgt werden.
Martina Stöhr
Quelle: Aachener Nachrichten vom 24. Januar 2019
Foto: Michael Jaspers
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitungsverlag Aachen GmbH, Aachen, http://www.zeitungsverlag-aachen.de/
veröffentlicht am 24. Januar 2019 in den Kategorien Allgemein, AN, Pressespiegel