Zahlreiche Gäste haben sich im Garten des Hauses Hörn eingefunden. Das Hospiz feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag und der soll würdig mit einem Sommerfest begangen werden. Die Atmosphäre ist ruhig, fast schon idyllisch – bis mit einem Mal eine Handvoll Biker mit ihren großen Maschinen und unter ohrenbetäubendem Lärm vorfährt. Ruhestörer zum Festakt? Ganz im Gegenteil.
Bei den gerngesehenen „Ruhestörern“ handelt es sich um die „Biker für soziales Engagement Eschweiler“, die sich dem Haus Hörn schon seit längerem verbunden sehen. Die Biker haben es sich auf die Fahne geschrieben, Menschen zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Selbstredend, dass sie da beim Sommerfest zum runden Geburtstag nicht fehlen dürfen.
Gegründet wurde das Sterbehospiz im Haus Hörn im September 1986 – als erste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Andere Pflegeeinrichtungen hatte es auf demselben Gelände schon seit den 1960er Jahren gegeben. Das Sterbehospiz war dagegen eine neue Idee, die anfangs nicht nur Unterstützer kannte.
„Viele Menschen haben für die Entstehung dieses stationären Hospizes kämpfen müssen“, erklärt Inge Nadenau, heute Leiterin des Hospizes auf der Hörn. Ein Ort, an dem der Tod zum Leben dazu gehört, konnten oder wollten sich viele Menschen damals nicht vorstellen.
„Die Würde des Sterbenden, seine Lebensqualität und Selbstbestimmung sowie die medizinische und pflegerische Versorgung“ stehen nach Aussage Nadenaus heute im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ihr Hospiz bietet Platz für zwölf Gäste. Nadenaus vorrangiges Ziel für jene: den Tagen mehr Leben zu geben, nicht aber dem Leben mehr Tage.
Professor Roman Rolke hat indes besonders ein Anliegen. Der Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Uniklinikum und Vorsitzende des Fördervereins des Haues Hörn findet, dass über das Thema Sterben noch immer zu wenig gesprochen wird. „Da die Hospiz-Bewegung als Bürgerbewegung zu sehen ist, ist es wichtig, dass wir heute die Türen für alle öffnen“, erklärt der Professor.
Auch wenn sich schon etwas verbessert habe, sei das Thema Sterben weiterhin ein Tabu. Die positive Entwicklung schreibt Rolke unter anderem der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ zu. Seit 2008 setzt sie sich für Sterbende und ein öffentliches Bewusstsein zum Thema ein.
Aber an all diese Dinge möchten die meisten Anwesenden heute gar nicht denken: Denn das Sterben steht beim Sommerfest im Haus Hörn zumindest für einige Stunden nicht an erster Stelle.
David Grzeschi
Quelle: Aachener Zeitung vom 31. August 2016
Foto: Andreas Schmitter
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitungsverlag Aachen GmbH, Aachen, http://www.zeitungsverlag-aachen.de/
veröffentlicht am 31. August 2016 in den Kategorien 30 Jahre Hospiz, Allgemein, AZ, Hospiz